Segeln
Das Meer ist grenzenlos.
Segeln kann eine unglaubliche Freiheit vermitteln – das Gefühl, über das Wasser zu gleiten und die Natur mit all ihren Kräften zu erleben. Es kann beruhigend sein, wenn man auf ruhigem Wasser dahinzieht, aber auch aufregend und herausfordernd, wenn die Wellen und der Wind das Boot fordern. Das Gefühl von Gemeinschaft entsteht oft beim Teamsegeln, wenn sich die Crew perfekt aufeinander abstimmt und Vielfalt als Stärke begreift.
Neben dem intensiven Naturerlebnis und der Gemeinschaft mit Freunden bietet Segeln auch den Raum für sportlichen Wettkampf – dort, wo Präzision, Taktik und Geschwindigkeit gefordert sind. Gerade im inklusiven Segeln gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich sportlich zu beweisen – fair, herausfordernd und unter Bedingungen, die für alle gleich sind.
Entdecke die Welt des inklusiven Segelns
Segeln bedeutet Freiheit auf dem Wasser – ein Sport, der Wind, Wellen und Gemeinschaft vereint und unvergessliche Erlebnisse schafft.
Was ist inklusives Segeln?
Durch angepasste Boote, individuelle Hilfsmittel und eine unterstützende Teamstruktur wird es möglich, dass alle aktiv am Segeln teilnehmen – unabhängig von körperlichen Voraussetzungen.
Manche Menschen mit Behinderung möchten in einer Gruppe nur mit anderen Menschen mit Behinderung segeln. Hier spricht man vom Para-Segeln.
Welche Unterstützung gibt es für sehbehinderte Menschen?
Für sehbehinderte Menschen gibt es clevere Anpassungen, die Sicherheit und Orientierung ermöglichen. Dazu gehören:
- Akustische Signale: Statt visueller Anzeigen werden wichtige Informationen wie Kursänderungen, Windrichtung oder Startsignale über Töne oder Sprache vermittelt (z.B. über Kopfhörer oder Lautsprecher an Bord)
- Taktiles Erkunden des Bootes: Vor dem Segeln können blinde oder sehbehinderte Segler das Boot ertasten, um sich mit der Position von Schoten, Steuer und anderen Bedienelementen vertraut zu machen.
- Begleitsegler: Sehbehinderte Segler werden in inklusiven Regatten oftmals von einem Begleitsegler unterstützt, der visuelle Informationen (z.B. Kurs, Position anderer Boote, Tonnen) weitergibt bzw. bei der Navigation hilft, während sie selbst aktiv steuern. Die Unterstützung ist dabei klar geregelt, sodass der sportliche Vergleich fair bleibt.
Was ist die 2.4mR?
Die 2.4mR ist ein Einmann-Kielboot, das wie eine Miniatur-Yacht aussieht. Es gehört zu den Meter-Klassen, ist unsinkbar und kentersicher. Damit ist dieses Boot sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Segler geeignet, und kann auf die jeweilige körperliche Beeinträchtigung angepasst werden.
In dieser Bootsklasse wird Inklusion gelebt. Menschen mit und ohne Behinderung segeln in derselben Klasse – ohne Sonderwertung. In Österreich finden regelmäßig Trainingslager und Regatten statt.
>> Mehr dazu auf der Website der Austrian 2.4 mR Association
Wie kann man Segeln lernen?
Einige Vereine bieten spezielle Boote und Trainings für Menschen mit Sehbehinderungen an. Viele Details findest du auf der Website des Österreichischen Segel-Verbands.
Werden im inklusiven Segelsport Wettkämpfe ausgetragen?
Es gibt eine große Vielfalt an Wettkämpfen – von lokalen Regatten bis zur internationalen Meisterschaft. Von 2000 bis 2016 war Segeln auch bei den Paralympics vertreten.
Lerne einen Segler kennen ...


Thomas Steinacher
Thomas Steinacher ist 1975 geboren, verheiratet und hat zwei Hunde (Sofie und Max). Seit 35 Jahren lebt er mit Morbus Stargardt.
Im Alter zwischen 20 und 30 hat seine Sehkraft rasch nachgelassen und ist seither relativ stabil. Thomas arbeitet als technischer Einkäufer in einem großen internationalen Lagerlogistikunternehmen und kann mit Hilfe der EDV, diversen Lupen und Hilfsmitteln zum Vergrößern normal arbeiten.
Mit 18 Jahren konnte er noch den Führerschein für Motorrad und Auto machen, musste dann aber mit 25 erst das Motorrad unfallfrei abstellen und danach schweren Herzens auch die Freiheit des Autofahrens mit etwa 30 aufgeben. Danach hat Thomas beschlossen, sich eine neue Herausforderung zu suchen und machte den Segelschein.

Thomas Steinacher im Interview
Wie bist du zum Sport gekommen und wie hilft dir Sport in deinem Alltag mit Morbus Stargardt?
Im Urlaub sah ich immer schon die Boote am Wasser und als ich mit dem Autofahren aufhören musste, dachte ich mir, das probiere ich aus. Da ist wenig Verkehr und viel Platz am Wasser, das könnte gehen.
Mir hilft es, dass es mit Segeln eine Fortbewegungsart gibt, wo ich nicht nur Beifahrer, sondern als Skipper am Steuer bin. Es gibt kein schöneres Gefühl als am Steuer einer Yacht einen Hafen zu verlassen und das weite Meer vor sich zu haben. In diesem Moment hat man die Freiheit überall hinzufahren, wenn man will. Einmal um die ganze Welt oder nur ein paar Stunden am Wasser, die Entscheidung liegt bei dir.
Welche nützlichen Tipps hast du für Anfänger dieser Sportart?
Klein anfangen. Vielleicht mit Surfen oder einer Jolle (= Segelboot) am See, um den Wind und das Segeln zu verstehen. Erst dann den Schritt aufs Meer wagen. Wenn man die Basics wie Theorie und Manöver einmal gelernt hat, braucht man nur mehr viel Geduld und Gefühl. Lerne dich auf deine anderen Sinne zu verlassen – Du kannst den Wind spüren und hören.
Was sollte man aus deiner Sicht beim Ausüben dieser Sportart unbedingt beachten?
Mache den Sport mit jemandem gemeinsam, dem du vertrauen kannst und der dein Handicap kennt. Insbesondere beim Anlegen im Hafen ist es hilfreich, wenn man jemanden dabei hat, der die anderen Schiffe im Blick hat und sieht, wo noch ein Anlegeplatz frei ist.
Was ist dir wichtig, Menschen mit Morbus Stargardt im Zusammenhang mit Sport mitzugeben?
Im Grunde kann man mit Morbus Stargardt alle Sportarten ausüben: Radfahren, Schwimmen, Laufen, Skifahren, Langlaufen, Tennis usw. Alles kein Problem. Im Verlauf der Krankheit wird es dann allmählich schwieriger zentral zu fokussieren. Somit werden dann gewisse Sportarten wie Tischtennis, Tennis, Federball, Bogenschießen usw. schwieriger und machen einfach weniger Spaß. Zum Beispiel gehe ich mit meinen Kollegen immer noch zum Bowling und halte mich zumindest im Mittelfeld der Sehenden. Im Grunde muss man sich auf das konzentrieren, was man gut kann und nicht dem nachtrauern, was nicht mehr geht. Also die Jagdprüfung würde ich für mich ausschließen, aber sonst alles ausprobieren.
Wichtig ist auch in Bewegung zu bleiben. Aufgrund der Sehbehinderung nimmt man leider sehr oft eine schlechte Körperhaltung ein. Man überstreckt den Hals am Handy und beim Lesen (Schildkrötenhals), oder man sitzt eher vorgebeugt mit einem Rundrücken, um an allem näher dran zu sein und schädigt dabei mit der Zeit die Wirbelsäule. Wenn man das merkt, ist es oft schon recht spät. Durch Sport kann man da schon viel früher gegensteuern und einiges ausgleichen.
Ich musste dies aus meinem Bandscheibenvorfall lernen und habe seither einiges verändert. Durch die Umstellung auf einen Stehtisch bei der Arbeit, Yoga bzw. regelmäßiges Fitnesstraining geht es mir nun besser als vor meiner Bandscheiben OP. Also auch dieser Dämpfer hatte etwas Gutes: Ich habe die Zeichen der Zeit erkannt und etwas verändert. Wie beim Segeln auch kann man nicht stur auf ein Ziel zufahren, wenn einem längst der Wind ins Gesicht bläst. So kommt man nicht mehr voran.
Weitere Infos & News
Österreichischer Segel-Verband (OeSV)
News vom Parasport & Inklusionssegeln sowie Angebote der OeSV-Segelvereine
Austrian 2.4 mR Association
Informationen zum Boot, 2.4mR Trainings und Regatten
European Circuit der 2.4mR-Klasse
Internationale Regattaserie für Segler mit und ohne Behinderung
Inclusion World Championship for Sailing
für Teams aus Menschen mit und ohne Behinderung
Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V
Förderung inklusives Segeln und Frauen im Segelsport