Darüber hinaus bietet Blindengolf die Möglichkeit, sich mit anderen sehbehinderten Golfern zu messen und über das Handicap-System sogar mit Spielern unterschiedlicher Sehstärken zu konkurrieren. Es ist nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch eine wunderbare Gelegenheit, persönliche Erfolge zu feiern und die Lebensqualität zu steigern.
Golf
Spüre den Schwung
Golf ist eine Sportart, die für alle zugänglich ist – unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlichen Voraussetzungen. Auch sehbehinderte Spieler können den Sport mit Unterstützung ihrer Trainer oder Guides genießen. Sie erleben nicht nur die Gemeinschaft und die Freude an der Bewegung, sondern auch den besonderen Moment eines gelungenen Schlages.
Entdecke die Welt des Blindengolfs
Blindengolf verbindet Sport, Gemeinschaft und mentale Stärke – eine faszinierende Möglichkeit, Freude an Bewegung zu erleben und Grenzen zu überwinden.
Welche Golfregeln gelten für sehbehinderte Golfer?
Blindengolf wird streng nach den Golfregeln des Royal and Ancient Golf Club of St Andrews (R&A) und der United States Golf Association (USGA) gespielt. Allerdings gelten einige Modifikationen:
- Begleitung durch einen Guide
Diese Person hilft dem Spieler, insbesondere beim Einnehmen des Standes und der Ausrichtung vor dem Schlag. - Erleichterung bei Berührung von Sand im Bunker: Der Spieler darf den Sand im Bunker mit seinem Schläger berühren, solange er die Lage des Balls nicht verbessert.
- Hilfe beim Droppen, Legen und Zurücklegen des Balls: Der Spieler darf eine andere Person beauftragen, seinen Ball zu droppen, zu legen oder zurückzulegen.
- Akustische Signale
Beim Putten kann der Coach mit der Fahne klappern, damit der Spieler die Position des Lochs durch das Geräusch erkennt. - Taktile Orientierung
Der Spieler kann die Entfernung zum Loch abschreiten, um sich die Gegebenheiten des Grüns einzuprägen. - Regelmäßige Rückmeldungen
Der Coach beschreibt nach jedem Schlag die Flugbahn und Länge des Balls, damit der Spieler sich verbessern kann.
Gibt es Turniere im Blindengolf?
Ja, es gibt mehrere Turniere für sehbehinderte Golfer:
- Austrian Blind Open: Der Österreichische Golf Verband (ÖGV) richtet alljährlich die internationalen Österreichische Meisterschaft und die Austrian Blind Open für Sehbehinderte und Blinde aus.
- Vision Cup: Ein internationales Turnier, das alle zwei Jahre stattfindet und 2024 erstmals in Österreich ausgetragen wurde.
- ISPS Handa World Blind Golf Championship: Eine Weltmeisterschaft, bei der die besten Blindengolfer antreten.
Wo kann man Blindengolf lernen?
Der Österreichische Golfverband (ÖGV) organisiert immer wieder Veranstaltungen, um Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu bieten, den Golfsport kennenzulernen und auszuprobieren.
Lerne eine Sportlerin kennen ...


Karin Becker
Karin Beckers Ambitionen im Golfsport entwickelten sich erst spät. 1972 in Feldkirch geboren, blieb sie nach Abschluss ihres Architekturstudiums in Innsbruck hängen.
Im Alter von 20 Jahren veränderte sich ihr Leben drastisch, als sie aufgrund eines Gendefekts innerhalb weniger Monate fast ihr gesamtes Augenlicht verlor. Seitdem gilt sie als schwer sehbehindert und musste sich auf völlig neue Weise im Alltag zurechtfinden. Eine erste radikale Änderung ihrer Lebensplanung war notwendig: Statt Häuser zu planen, wechselte sie in den sozialen Bereich. Nachdem sie auf Behindertensport aufmerksam geworden war, begann sie als sehbehinderte Sportlerin aktiv Ski zu fahren. Doch schon bald reichten ihr Wintersportarten nicht mehr aus, und so suchte sie nach einer Sommersportart, die auch von blinden oder sehbehinderten Menschen ausgeübt werden kann. Sie war schon immer von Golf fasziniert, konnte sich aber nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte. Die Teilnahme an einem Golfkurs weckte sofort ihre Leidenschaft für diesen Sport. Ursprünglich nur als Familiensportart begonnen, die man gemeinsam ausüben konnte, war Karin so fasziniert vom Golf, dass sie ihr sportliches Ziel änderte und in das Lager der sehbehinderten Golfer wechselte.
2010 traf sie zum ersten Mal einen Golfer für Blinde und erfuhr, dass man mit einem Guide – einem Begleiter – spielen darf, der die Augen der Spieler:innen ersetzt und die Golfer:innen beim Ausüben des Sports unterstützt. Ab 2013 engagierte sie sich voll und ganz für den Behindertensport Golf, nahm an internationalen Turnieren der IBGA (International Blind Golf Association) teil und konnte durch den intensiven Austausch mit anderen blinden Golfer:innen viele Erfahrungen sammeln. Die Zusammenarbeit mit einem Golfprofi, der auf ihre besonderen Bedürfnisse eingegangen ist, ermöglicht es Karin Becker, sich immer höhere Ziele zu setzen.
Der Höhepunkt ihrer Karriere war der Sieg bei der Weltmeisterschaft für Blinde und Sehbehinderte Golfer:innen 2023 in Kapstadt.
Siehe Interview im Kurier TV >> Karin Becker golft sich blind zur Weltmeisterin
Engagement
Seit 2022 ist Karin Mitglied des Vorstandes der IBGA und seit 2023 Präsidentin der internationalen Dachorganisation. Im Juli 2024 organisierte sie den Vision Cup in Wien – dem Ryder Cup im Blindengolf. Die besten Spieler:innen der Welt traten in den Teams Amerika und Rest der Welt gegeneinander an und das Team Rest der Welt, in dem Karin selbst mitspielte, konnte in einer unglaublichen Aufholjagd am letzten Spieltag den Sieg erringen. Karins Ziele für die nahe Zukunft sind, neben der Titelverteidigung bei der WM in Kanada, ihr Engagement für den Behindertensport fortzusetzen und möglichst viele Spieler davon zu überzeugen, dass es auch mit eingeschränktem oder nachlassendem Sehvermögen möglich ist, Golf zu spielen.

Karin Becker im Interview
Wie bist du zum Sport gekommen und wie hilft dir Sport in deinem Alltag mit Morbus Stargardt?
Teile meiner Familie haben damals gegolft und weil Golf ein zweitaufwendiges Hobby ist und ich Zeit mit meiner Familie verbringen wollte, habe ich mir gedacht, ich probiere es auch aus. Am ersten Tag hat mir mein damaliger Pro gesagt, dass ich beim Golfen den Ball nicht sehen muss, sondern es wichtig ist, auf sein Körpergefühl zu hören. Nach drei Stunden hat mich die Leidenschaft für den Sport gepackt. Menschen mit Morbus Stargardt haben ein sehr ausgeprägtes Körpergespür, was für die Bewegung und für den Schwung beim Golf unglaublich hilfreich ist. Sobald meine Gedanken im Kopf zu stark sind, spiele ich schlecht. Sobald ich meinen Kopf ausschalte, auf mein Körpergefühl höre, ändert sich das sofort.
Welche nützlichen Tipps hast du für Anfänger dieser Sportart?
Ganz wichtig ist es, mit dem Guide bzw. mit dem Trainer offen zu kommunizieren. Man muss sich beim Golf mit Morbus Stargardt bewusst sein, dass der Guide oder der Trainer am Beginn Körperkontakt herstellen, um deine Arme zu führen bzw. um deinen Körper für den Schwung in Position zu bringen. Das heißt, man darf keine Angst vor Körperkontakt haben. Wichtig ist es, beidseitiges Vertrauen aufzubauen und sich darauf einzulassen. Dafür sollte man sich am besten genügend Zeit lassen – soviel Zeit wie man eben braucht. Natürlich ist es besser, den Sport schon vor der Sehbehinderung auszuüben, aber in meinem Fall habe ich auch erst nach der Diagnose damit begonnen. Ich kann jedem empfehlen, vorher mit einem Blindengolfer Kontakt aufzunehmen, um sich die Funktion eines Guides erklären zu lassen, damit am Anfang keine Unsicherheiten auftreten.
Was sollte man aus deiner Sicht beim Ausüben dieser Sportart unbedingt beachten?
Ich glaube, es ist wichtig zu beachten, dass man den Sport nicht alleine macht. Es ist ein Teambewerb mit dem Guide. Der Guide ist am Anfang immer dabei und geht auf die Golfrunde mit. Deshalb sollte das Verhältnis und das Vertrauen zwischen Guide und Spieler passen. Ich kenne mittlerweile meinen Stammgolfplatz so gut, dass ich keinen eigenen Guide mehr brauche, sondern die Mitspieler, die in meiner Golfrunde mit mir spielen, mir sagen können, wo mein Ball hinfliegt und mir alle notwendigen Informationen geben. Eine gute Ausrüstung kann das Spiel erleichtern. Zum Beispiel ein sprechender Distanzmesser oder die Schläger farblich zu adaptieren, um den Kontrast zu verbessern und die Schläger besser erkennbar zu machen. Man sollte auch beachten, dass man ein Auto braucht, weil die Golfplätze meist nicht durch Öffis erreichbar sind.
Was ist dir wichtig, Menschen mit Morbus Stargardt im Zusammenhang mit Sport mitzugeben?
Meine wichtigste Botschaft ist, nutze Sportarten, wo du dich mit anderen Morbus Stargardt Betroffenen austauschen kannst. Es ist sehr hilfreich, sich innerhalb derselben Peergroup austauschen zu können. Man kann sich gegenseitig hilfreiche Tipps im Umgang mit Morbus Stargardt geben, auch außerhalb des Sports. Ich hatte zum Beispiel am Beginn der Krankheit oft ein schlechtes Gewissen, dass ich keinen Blindenstock gehabt habe. Als ich Gleichgesinnte getroffen habe und gesehen habe, dass die auch keinen verwenden, hat sich das sofort aufgelöst. Es gibt sehr viel Kraft und stärkt das Selbstbewusstsein zu sehen, wie andere damit umgehen oder andere das auch so machen. Hier hilft mir vor allem die internationale Blindengolf Community. Wenn man sieht, wie es die Leute in Kanada oder in Amerika machen, wie sie mit der Behinderung arbeiten, gibt das unglaublich viel Kraft.
Meine letzte Botschaft für alle Menschen mit Morbus Stargardt, einfach ausprobieren und herausfinden, welche Sportart mir gefällt und am besten zu mir passt. Keine Scheue davor haben, verschiedene Sportarten auszuprobieren.
Weitere Infos & News
Österreichischer Golf Verband
Jedes Jahr finden die Austrian Blind Open für Sehbehinderte und Blinde des ÖGV statt. Weitere Infos zum Golfsport für Menschen mit einer Sehbehinderung ...
European Disabled Golf Association (EDGA)
Die EDGA setzt sich dafür ein, dass Golf für alle zugänglich ist, unabhängig von körperlichen Einschränkungen. Sie bietet sehbehinderten Menschen gezielte Unterstützung, um ihnen den Zugang zum Golfsport zu erleichtern. Dazu gehören:
- Barrierefreie Golfplätze mit taktilen Markierungen und angepassten Orientierungshilfen.
- Spezielle Trainingsprogramme mit Fokus auf taktile und akustische Hilfsmittel.
- Begleitende Coaches und Assistenzen, die sehbehinderten Golfern helfen, ihre Technik zu verbessern.
- Turniere für sehbehinderte Spieler, bei denen spezielle Regeln und Hilfsmittel zum Einsatz kommen.
International Blind Golf Association (IBGA)
Als weltweite Organisation widmet sich die IBGA der Förderung des Blindengolfsports. Weitere Infos zu internationalen IBGA-Veranstaltungen, den Blindengolfregeln etc. ...
Austrian Blind Golf Team
Eine Initiative, die sich speziell für den Blindengolfsport in Österreich engagiert.
Royal and Ancient Golf Club of St Andrews (R&A)
R&A setzt sich dafür ein, Golf als offenen und inklusiven Sport weiterzuentwickeln. Sie unterstützt Programme wie das G4D Open. Weitere Infos dazu ...